Peter
Schumacher arbeitet seit 19 Jahren fürs EW Vilters-Wangs und ist seit Beginn
bei Rii-Seez Power mit dabei. Er erlebte den Wandel beim Elektrizitäts-werk vom klassischen Technikbetrieb zum heutigen Marktanbieter hautnah mit. Der
Verein Rii-Seez Power setzt heute mit Überzeugung auf einheimische
Alternativenergien. Sorgen machen ihm die elend langen Verwaltungsabläufe bei
Konzessionserneuerungen und der Import stark subventionierten Stroms aus dem
Ausland. Politisch will sich der Pool nicht engagieren. Zu Themen wie
Kostenwahrheit beim Atomstrom, Betrieb von Kohlekraftwerken usw. wird Rii-Seez
Power keine Position einnehmen.
„Vor
19 Jahren machte man einfach EW-Arbeit. Man war Techniker, der das Netz plant,
erweitert und instand hält. Laufend wurde der Einsatz der Kraftwerke berechnet
und die Anlagen optimiert. Von Liberalisierung war damals noch nicht die Rede.
Das änderte jedoch bald. Um der neuen Situation gerecht zu werden, mussten wir
uns neu orientieren. Aus der Fachpresse hat man entnommen, dass nur die
'Grossen' eine Überlebenschance hätten. Es erschien uns kleineren EW kaum
möglich, die kommenden Aufgaben alleine zu lösen. Also kam die Idee, sich zu
einer neuen Organisation zusammenzutun. So wurden bald einmal im Sarganserland
ein Pool mit dem Namen Seez-Power und zur selben Zeit im
Bezirk Wartau das Pendent Rii-Power ins Leben gerufen. Um wirklich eine Chance
zu haben, haben die EW’s der beiden Regionen im Jahr 2001 den Energiepool
Rii-Seez Power gegründet, welchem 14 lokale Energieversorgungsunternehmen
angeschlossen sind.“
„Begeistert
waren wir bei den EW’s über die Liberalisierung nicht. Wir hatten Angst, dass
dadurch Arbeitsplätze verloren gehen könnten und der Energiepreis zeitweise
stark sinken könnte. Damals ahnten wir noch nicht, dass die heutigen Tiefpreise
der Energie ganz andere Gründe haben können.“
„Die
Strategie von Rii-Seez Power ist ganz klar: die einheimischen
Alternativ-Energien Wasser, Sonne und Wind ausbauen, wo es aufgrund der
strengen gesetzlichen Regelungen geht. Der Preis für Naturstromprodukte soll
attraktiv sein, damit diese vermehrt gekauft werden.“
„Im Verbund von Rii-Seez Power tauschen
sich die Vertreter der Mitgliedswerke aus und vermarkten gemeinsam Produkte. So
trifft sich der Vorstand vier- bis fünfmal jährlich. Die Arbeiten aus den
verschiedenen Arbeitsgruppen und Veranstaltungen werden besprochen und Produkte werden weiterentwickelt.
Hauptsächlich sind wir Leute aus der Elektrobranche und bringen unsere Ideen in
unsere Betriebskommissionen ein.
Dort sind meist Vertreter
der Gemeinden oder Verwaltungsräte aus der Wirtschaft tätig.“
„Rii-Seez
Power setzt auf Erneuerbare Energien. So haben wir ein Programm entwickelt,
welches unsere eigene Wasserkraft vermarktet und Erneuerbare Energien wie
Photovoltaik und Windenergie fördert. Finanziert wird diese Förderung durch
einen Fonds, welcher durch den Verkauf von Naturstromprodukten und aus den
Jahres-beiträgen der Mitgliedswerke finanziert wird. Rii-Seez Power war der
erste Pool in der Schweiz mit einem solchen Modell, das auch in einem Beitrag
des 'Kassensturz' gelobt wurde.“
„Rii-Seez
Power bietet heute verschiedene Naturstromprodukte an, die vom Kunden nach
eigenem Wunsch zusammengestellt und direkt bei uns eingekauft werden können.
Der persönliche Strommix kann mit Hilfe des Online-Stromrechners auf unserer
Webseite zusammengestellt werden (www.riiseezpower.ch/stromrechner).
Da
wir aufgrund der Nachfragesituation momentan nicht den gesamten geförderten
Naturstrom verkaufen können, wurden die Beiträge des Förderprogramms an
Photovoltaikproduzenten reduziert. Der Produzent erhält dank des Programms
jedoch nach wie vor mehr als von den meisten EW direkt. Diese Produkte bieten
wir an, solange es uns möglich ist.“
„Eine
Arbeitsgruppe von Rii-Seez Power befasst sich mit der Ausbildung von Ler-nenden
und der Förderung guter Ideen. So sind wir an der NTB Buchs präsent, aber auch
Private machen bei unserem jährlichen Energiewettbewerb mit.“
„Unser
Pool hat einen Beirat, der sich
aus bekannten Leuten der Politik und Wirtschaft aus der Region
zusammensetzt. Der Beirat vertritt den Pool in der Öffentlichkeit und verwaltet den Naturstromfonds.“
„Seit
Fukushima hat sich bei den EW‘s und bei Rii-Seez Power selber das Be-wusstsein
sehr gewandelt. Der Umweltschutzgedanke wird heute noch stärker gewichtet. Meiner
persönlichen Meinung nach muss das
Endlagerproblem bei der Atomkraft gelöst werden, ein Technologieverbot
kann ich aber auch nicht unterstützen. Ebenso bin ich nicht begeistert über die
Förderung von Kohlestromkraftwerken, auf-grund des hohen CO2-Ausstosses, an
welchem die Erde zugrunde gehen könnte. Ich bin nicht Naturwissenschafter, doch
mit solchen Technologien sollte sehr zurückhaltend umgegangen werden.“
„Leider
wird uns unsere ‚teure’ Energie aus Wasserkraft nicht mehr so richtig bezahlt,
weil wir von stark subventioniertem Strom überschwemmt werden. Unser ‚Gold’,
die Speicherwerke, werfen die Gewinne nicht mehr ab, welches sie eigentlich
erreichen müssten. Dies, weil die Preise am Boden sind. Das setzt unsere EW mit
unserer lokal produzierten Energie stark unter Druck. Ich glaube aber an die
Zukunft unserer Wasserkraft, weil sie die einzige ist, die rasch und zu jeder
Zeit verfügbar ist.“
„Ich
persönlich glaube, dass aus Kostengründen die Wasserkraft momentan zwar ausgebaut werden kann, aber kaum neue
Kraftwerke entstehen werden. Gesetze, Politik, Verbände wie auch Einzelinteressen verhindern auch gute Projekte.
Es gibt haufenweise Argumente und Meinungen, etwas nicht zu realisieren. Doch
meist nur wenige, um etwas zu tun.
Die
Erneuerung unserer Wasserrechtskonzession dauerte 16 Jahre, dabei ging es um
die Erneuerung eines bestehenden, erwiesenermassen sehr umweltfreundlichen
Werkes.“
„Wir
im Rii Seez Power waren mit unseren Produkten sehr schnell und
erfolgreich. Irgendwann kommt die
Politik mit Gesetzen, welche unseren Naturprodukten entge-genwirken. So
beispielsweise der vom Kanton vorgeschlagene Öko-Tarif, der vom Beispiel EW
Zürich übernommen wurde. Ein Knackpunkt wird sein, wie lange man mit diesem
Einheitstarif im liberalisierten Strommarkt überleben kann. Es hängt wieder vom
Kunden ab, ob er lokalen, wahrscheinlich etwas teureren Strom möchte oder ein
Billigprodukt von irgendwo her kauft.“