Als
Jugendliche träumte sie vom einfachen Leben auf dem Land. Mit 27 lernte sie
einen Künstler aus dem Rheintal kennen und heiratete ihn. Mit ihren drei
Kindern lebten sie in einfachsten Verhältnissen in diversen alten Bauern-häusern
des Oberen Rheintals. Mit dem Auszug der Kinder zog sie zu ihrem Ehemann in
dessen Elternhaus am Altstätterberg, um dort ihr gemeinsames Projekt
fortzuführen, kreativ tätig zu sein und mit möglichst wenig Luxus auszukommen.
Heute lebt sie dort alleine mit ihrem vierjährigen Kater.
Sie
liebt es, von dem zu leben, was die Natur zur Verfügung stellt: Sie sucht
Teepflanzen und trocknet sie. Sie verarbeitet die Früchte und Beeren ihres
Grundstücks zu Kompotten und Konfitüren, welche sie zu einem beträchtlichen
Teil verschenkt. Sie pflanzt gerne Gemüse an, mal mehr, mal weniger. Sie bäckt
auch gerne mal selber ihr Brot.
Missgunst
ist nicht ihr Ding. Sie achtet auch heute noch auf ein friedliches Miteinander,
sucht das Gemeinsame.
„Ein
nie verwirklichter Jugendtraum von mir war, in einem Planwagen durch Irland zu
ziehen. Auch wollte ich mir einen 2CV zutun und anmalen. Ich hatte immer ein
bisschen das Bedürfnis herumzuzigeunern und gleichzeitig mich selber zu
versor-gen.“
„Früher
lebte ich ganz anders, war in einer Blockwohnung aufgewachsen. Seit meiner
Kindheit wollte ich in alten Häusern wohnen und habe ab und zu das Bedürfnis,
alles selber zu machen. Auch Töpfern, Stricken und Häkeln. Immer sammelte ich
Zeugs, welches man vielleicht einmal brauchen konnte oder auch nicht, welches
ich weitergab oder anderes daraus recyklierte. Das Sammeln hatte in diesem Haus
von Werner’s Vater her schon Tradition.“
„Als
ich zum ersten Mal in diesem Haus war, hatte mich dieser Lebensstil von Anfang
an fasziniert. Damals ist bei mir der Zwanziger runter. Seither habe ich das
Bedürfnis, von diesem ersten Eindruck etwas zu erhalten und für eine andere
Generation herüberzubringen, sofern dies möglich ist.“
„Das
Sammeln verschiedenster Kräuter war immer mein Hobby. In der Lehre zur
Apothekenhelferin musste ich 100 Kräuter auseinanderhalten, auf Lateinisch
beschrif-ten und ihre Wirkstoffe auswendig kennen.“
„Was
ich nicht roh esse, konserviere oder einfriere, verarbeite ich zu Schnaps. Die
Chriecheli- und Wermutliköre sind
sehr süffig, man muss aufpassen.“
„Viel
Geld war nie vorhanden, das wusste ich von Beginn weg mit einem freischaffen-den
Künstler. Mein Sammeltrieb ging beinahe ins Uferlose und gab mir etwas
Sicherheit. Zudem machte ich Tauschhandel, für gebrauchte Kleider erhielt ich
Produkte vom Bauern oder auch Geld.“
„Ich
habe das Gefühl, wirklich zu leben und nicht in einer Scheinwelt. Man muss
sich mit einem einfachen
Lebensstil etwas erarbeiten, auch einmal auf etwas verzichten oder auf etwas
hin sparen. Auch darf man nicht über die Stränge hauen mit den Finanzen, damit
man möglichst nicht in die Roten Zahlen kommt und man sich einfach nicht
leistet, was man sich nicht leisten kann.
Es
ergibt eine gewisse Befriedigung, dass man erfolgreich zirkeln kann. Das habe
ich meiner Mutter abgeguckt. Von ihr habe ich das System der Notvorräte
übernommen, obwohl ich es nicht so genau nehme wie sie.“
„Es
existiert bestimmt ein Zusammenhang zwischen unrealistischen Erwartungen und
sozialen Problemen. Oft muss jemand erst auf die Nase fallen, bevor er etwas
einsieht. Viele haben Mühe, die verschiedenen Werte einzuschätzen. Plötzlich
werden Dinge wieder modern, welche man eine Zeit lang als hinterwäldlerisch und
von vorgestern betrachtet hatte.“
„Ich
wünsche mir für das Rheintal Frieden, dass man miteinander gut auskommt und
einander nicht missgünstig ist. Auch einen guten Ertrag des Bodens, keine
uferlosen Überschwemmungen sowie einen nicht zu grossen Bauboom. Diesen Fehler
hatte man im Zürcherischen gemacht; all die schönen Grünzonen mit, heute würde
man Biobauernhöfe sagen,
wurden alle überbaut und man musste aus dem Häusermeer in die Berge fliehen.“