Seit 30 Jahren steht Ueli Freund jeden Donnerstagvormittag mit seinem Marktwagen in Altstätten und verkauft seine selbst angebauten Produkte, hauptsächlich Gemüse und Kartoffeln. Er bewirtschaftet das ganze Jahr 80 Aren Anbaufläche, womit er grob gerechnet den Jahresbedarf von 50 Haushalten deckt. Dank Direktverkauf zu einem vergleichsweise günstigen Preis, den er selber bestimmen kann.
Seinen
eigenen Bedarf an Gemüse, Obst und Kartoffeln deckt er selber, Käse und Fleisch
kauft er zu.
Als
Kleinbauer besitzt er das Wissen, wie man die verschiedenen Gemüse anbaut und
man mit den Launen der Natur umgeht. Die Entwicklungen der
Nahrungsmittelproduktion und der Gesellschaft allgemein betrachtet er
kritisch.
„Früher
brachten die Oberrheintaler Bauern ihr Gemüse in die Gemüsezentrale Rebstein,
von wo die Ware an die regionalen Läden, auch an die Grossverteiler, geliefert
wurde. Aufgrund der sogenannten Rationalisierungsbestrebungen der ver-gangenen
Jahre sind die Vermarktungswege leider grösser geworden.“
„Auf
dem Markt können in ruhigen Zeiten maximal 8-10% direkt verkauft werden, der
Rest läuft über den Handel.“
„Früher
waren 30-40 Kleinbauern auf dem Markt. Frauen mit Handwagen verkauften ihre
Produkte. Das fehlt heute. Dabei dürften alle, die selber produzieren, ohne Gebührenpflicht auf dem
Markt verkaufen. Das ist seit Jahrhunderten so geregelt.“
„Das
Wissen der Kleinbauern geht mit dem aktuellen Trend mehr und mehr verloren.
Garade in Krisenzeiten könnte sich das rächen, wenn keine Transporte und
Liefe-rungen mehr existieren und man die alten Werkzeuge wieder bräuchte.“
„Dass
kürzlich einheimische Eisbergsalate geschreddert werden mussten, liegt daran,
dass die Grossverteiler nicht rechtzeitig über die beabsichtigten Lieferungen
informiert wurden. Das ist je nach Wetter nicht immer einfach, da die
Kalkulation dann schwierig ist. Deshalb wurden mehr Importe getätigt, und die
einheimische Ware wurde nicht mehr gebraucht.“
„Wie
sollen wir den Selbstversorgungsgrad erhöhen bei diesen Verträgen mit der EU?
Als souveränes Land sollten wir uns im Notfall selber über Wasser halten
können.“
„Es
stimmt nicht, dass die Wirtschaft kaputtgeht, wenn kein Wachstum mehr ist. Wenn
sie überrissen agiert, dann droht ein Chlapf. Es sollten viel mehr Leute in der
Nahrungsmittelproduktion tätig sein, das einfache Leben kennen. Die Schweiz hat
genügend Einwohner und sollte besser mit den Leuten haushalten, die bereits
hier sind. Das wäre qualitatives Wachstum. Ansonsten stossen wir mit unserer
Infra-struktur bald einmal an die Grenzen.“
„Man
möchte doch den eigenen Lebensraum erhalten. Das ist wichtig für jeden
Menschen, um sich wohl fühlen zu können. Deshalb sollte nicht Kulturland
zerstört werden, welches sich besser für anderes eignet. Das Zwischenmenschliche
gibt mir ebenfalls zu denken. Mit den heutigen Technologien muss man beinahe
mit niemandem mehr reden.“
„Das
Rheintal könnte sich gut mit allen Nahrungsmitteln selber versorgen: Gemüse,
Getreide, Obst, Milch- und Fleischprodukte. Die Berggebiete würden Fleisch und
Milch produzieren und die im Tal den Rest. Mais und Kartoffeln zum Beispiel
gedeihen im Rheintal sehr gut.“
„Wenn
man etwas verändern möchte, muss man vielleicht neue Modelle aus-probieren. Ich
fange jedoch nichts Neues mehr an."