Mittwoch, 28. Mai 2014

Walter Graber, Holzenergie-Vorkämpfer, Kobelwald, pensioniert



Walter Graber betrieb im Rheintal eine Sägerei und suchte Abnehmer für sein Restholz. Er war vor 30 Jahren einer derjenigen, welche den Anstoss gaben für eine nachhaltige Holznutzung im Energiesektor. Als Erfolg seiner ausdauernden Arbeit sind die zahlreichen Wärmeverbünde zu nennen, welche das Potenzial im Rheintal heute beinahe vollständig ausschöpfen.
Nun ist er pensioniert und hat sein Netzwerk im Holzsektor aufgegeben. Selber heizt er mit einem sauber verbrennenden Spezialofen, gewinnt Wärme aus eigenen Sonnenkollektoren und nutzt Regenwasser für WC und Garten.

„In Sägereien fallen eine Menge an Resthölzern an. Daraus lassen sich Holzschnitzel machen. Diese gingen damals an die Grosskonzerne, welche die Preise dafür bestimmten. Steigende Preise für Erdöl und Erdgas und sinkende Preise für Holzschnitzel erforderten neue Absatzmärkte. So kamen wir auf die Idee, aus den Resthölzern Wärme zu gewinnen. Wir gründeten vom Schweizerischen Holzindu-strieverband aus dazu die Energieholz-Kommission, deren Präsident ich wurde.“

„Unter dem Dach von Holzenergie Schweiz sind Bauern-, Waldwirtschafts- und Holzwirtschaftsverband vertreten, auch Kaminfeger, Hafner, Produzenten von Holz-heizungen, Planer und das Bundesamt für Energie fanden sich für diese Sache relativ schnell. “

„Es entstanden in den Regionen verschiedene Energieholz-Gruppen, in welchen Sägereien, die Landwirtschaft, Hersteller von Heizungen und andere Interessierte dabei waren. Sie begannen politische Forderungen zu stellen und Forschungen zu initiieren. Heute bieten sie Weiterbildungen an und ermöglichen so den Erfahrungs-austausch. Dies hilft Schwachstellen auszumerzen.“

„Wir erarbeiteten Grundlagen für interessierte Planer und schauten, dass wegwei-sende und vorbildliche Anlagen gefördert wurden. Unter ‚Energie 2000’ war eine entsprechende Lösung entstanden mit dem Ziel, 20-25% der Wärme aus Biomasse zu produzieren, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren sowie die Verwendung von einheimischen CO2-neutralen Rohstoffen zu fördern. Dabei wurden wir von der Ölindustrie bekämpft; die hatte keine Freude daran, dass mit staatlichen Mitteln Energie gefördert wurde.“


„So begann man in der Holzbranche, Heizsysteme und Wärmeverbünde zu reali-sieren. Die Forstbetriebe hatten dasselbe Problem mit dem Restholz, deshalb wurde ihr Holz in denselben Heizsystemen verwendet.
Unsere Abnehmer waren Schulhäuser, Spitäler und andere grössere Staatsbetriebe, zum Beispiel Gemeinden. So lohnte es sich.“

„Auf diese Weise konnten wir in der Schweiz Arbeit generieren, Devisen sparen sowie nutzten wir eine sinnvolle Möglichkeit, in einem geschlossenen Kreislauf Wärme zu produzieren. Es entstanden etliche Hundert solcher Anlagen.“

„Diese Art von Wärmegewinnung hat sich gerade im Rheintal sehr gut etabliert. Das Potenzial wird heute praktisch vollständig ausgenutzt. In Altstätten befinden sich zwei grosse Fernheizanlagen, zwei in Schulhäusern in Oberriet, eigentlich praktisch in jeder Gemeinde.“

„Früher musste man gegen Vorurteile kämpfen, heute sind die Mehrkosten einer Holzheizung akzeptiert, da auch der Rohstoff gesichert, d.h. genügend Material vorhanden ist. Die Mehrkosten lohnen sich auch, da man weniger Geld ins Ausland schicken muss und unabhängiger ist aus Sicht der Versorgungssicherheit. Heute kann Holz mit Öl und Gas konkurrieren. Auch denkt die Bevölkerung heute anders als früher.“

„In unserem Tal haben wir viele Waldungen, insbesondere in den Schutzwäldern fällt viel Material an, welches nur zur Energiegewinnung verwendet werden kann. Die Produzenten haben ein Interesse an einem Markt, da sie mit dieser Nutzung eine höhere Wertschöpfung erzielen können.“

„Das Rheintal hat ein starkes Holzgewerbe, ob im Holzbau oder im Schreinergewer-be. Unsere Sägereien haben wegen des Preiskampfes schwierigere Bedingungen und müssen kreativ sein, um überleben zu können. Sie besetzen Nischenplätze, für welche sich die Grossindustrie nicht interessiert.“

„Ich wünsche dem Rheintal, dass der hiesige Rohstoff Holz im Tal nach wie vor verarbeitet wird, bei möglichst guten Bedingungen, mit möglichst geringen Trans-portwegen, dass der Rohstoff Holz weiterhin seinen Stellenwert hat. Der grosse Vorteil an einheimischen Produkten sind die kurzen Wege und die gut ausgeblldeten Leute.“

„Ich hoffe auf eine Zeit, in welcher die sogenannte Nachhaltigkeit wieder mehr gefragt ist. Dass die Rahmenbedingungen der spezifischen Situation in der Schweiz ange-passt werden und sich die Bevölkerung einheimische Produkte leisten kann. Anson-sten gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren, sondern auch Know-How. Jede Energie-form muss in Zukunft effizienter genutzt werden.“

„Ich hoffe, dass durch die aktuelle Situation nicht noch gar alle lokalen Betriebe kaputt gehen, sondern noch etwas erhalten bleibt. Auch dass wir die künftigen Einschnitte durch Klimawandel und Massenbewegungen von Bevölkerungen überleben, dass wir immer wieder eine Nische finden.“